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Am 7.8.2015 starten wir zu viert unsere diesjährige Tour, die fünfte in den Westalpen. Das Ziel waren die Cottnischen Alpen. Der Start- und Endpunkt war Oulx im Susa-Tal. Geplant war eine ruhigere Tour mit ca. 1800 hm Uphill am Tag, so dass die Ankunft jeweils nicht zu spät am Abend erfolgen sollte, nach schlechten Erfahrungen vom Vorjahr. Eines sei gleich vorgenommen: da es deutlich weniger Schiebe- und Tragepassagen gab als erwartet und die meisten Schotterwege aufwärts gut fahrbar waren, hatten wir am Tagesziel stets noch genügend Zeit zum Entspannen vor dem Abendessen. Zudem war die Gruppe dieses Jahr auf nahezu identischem Leistungsniveau, so dass lange Wartepausen entfallen sind. Die Autofahrt zum Startort verlief reibungslos, bis zur Einfahrt ins Susa-Tal war das Wetter sonnig und warm. Als wir das Tal erreichten, wechselte das Wetter schlagartig. Es kühlte stark ab und regnete. Diese kühle und regnerische Wetter blieb uns auch während unserer Tour enthalten.
Die erste Etappe führte von Oulx nach Bardonecchia über dem Mont Jafferau. Im Tal würde man in 30 – 45 min den Zielort erreichen. Bis Salbertand folgten wir der Hauptstraße. Solange hielt auch der Regen an. Es folgte die 3-stündige Bergfahrt zum Mont Jafferau auf der ehemaligen Militärstraße. Deren Belag wechselte schon bald in mehr oder weniger groben Schotter. Die Steigung blieb bis zum Erreichen des Tunnels moderat. Der Eingang des Tunnels ist inzwischen an beiden Seiten durch Erdhügel blockiert und damit für Jeeps unpassierbar. Im stockdunklen Tunnel stand der Boden, vor allem am oberen Ausgang, tief unter Wasser und war dazu noch mit Schlaglöchern durchsetzt. Ein am Tunnel seitlich vorbeiführender Weg ist nicht mehr begehbar, er ist in einem Steilstück komplett abgerutscht. Die Weiterfahrt vom Tunnel bis zur Passhöhe war durch mehrere Schlammpassagen erschwert, aber doch komplett fahrbar. An der Passhöhe machten wir in einer windgeschützten Senke unsere Mittagspause.
Auf eine Fahrt zum Gipfelfort verzichteten wir, da das Wetter wieder zugezogen ist und wir keinerlei Aussicht gehabt hätten. Die Abfahrt führte die ersten 400 hm über einen zum Teil ausgesetzten Trail. Ab dann ging es weiter auf Waldtrails. Der Downhill war gut fahrbar, die größte Herausforderung war die Nässe richtig einzuschätzen, speziell auf den wurzeldurchsetzten Passagen. Nach einer weiteren Erholungspause – diesmal bei aufklarenden Wetter – ging es weiter Richtung Bardonnechia. Nach einem letzten Hohlweg endet der Downhill kurz vor dem Ortsbeginn.
Wir übernachteten in der Pension Bianca, die von einem Engländer und seiner italienischen Frau geführt wird. Das Preis-Leistungs-Verhältnis war voll in Ordnung, das Frühstück war für italienische Verhältnisse umfangreich. Der Empfehlung folgend gingen wir in ein Restaurant in der Ortsmitte. Dort waren wir die ersten und die letzten Gäste – das Sitzvermögen beim Abendessen zeigten wir auch die nächsten Tage. Zuletzt bekamen wir vom Wirt noch ein paar Limoncello geschenkt.
Der heutige Tag begann deutlich wärmer und mit Sonnenschein, der auch den ganzen Tag anhalten sollte. Der Uphill zum Passo de la Mulattiera führte – wie am Vortag – wieder komplett über eine alte Militärstraße. Die Strecke ist komplett fahrbar, der größte Teil wird immer noch von Offroad-Fahrzeugen befahren. Nur die letzten 200 hm sind nach einem Hangrutsch nur noch für Zweiräder befahrbar, was auch von Endurofahrern v.a. aus Deutschland ausgenutzt wird. Am Pass angekommen machten wir unsere Mittagspause. Weiter ging es zum Col des Acles. Vom Col des Acles wollten wir auf einem weiteren Trail zum Fuss der Passstraße über den Col de l’Echelle. Der Downhill war bis auf wenige Stellen gut befahrbar, da trocken. Ab ca. 1500 m folgten wir den Schotterweg zur Passstraße. Die 300 hm zum Col de l’Echelle waren am Nachmittag bewältigt. An der Passhöhe machten wir eine längere Pause und genossen die Sonne. Der Downhill zu unserem Tagesziel in Plampinet im Claréetal folgte zuerst den GR57. Später wurde der Weg auf Grund eines Hangrutsches steiler und grobschottrig. An der Clarée entlang erreicht wir das Gîte d’Etape in Plampinet wo wir die letzten Sonnenstrahlen im Garten genossen.
Nach der Nacht im Vierbettzimmer und einem halbwegs vernünftigen Frühstück ging es auf Teer das Claréetal weiter abwärts nach la Vachette kurz vor Briancon und dann weiter auf Teer die Passstraße nach Montgenèvre. Dort kauften wir unser Mittagessen und ein zweites Frühstück. In Montgenèvre waren die Vorbereitungen für die französischen MTB-Meisterschaften in Gang, die 3 Tage später begannen. Entsprechend viel MTB-Verkehr war auf der Schotterpiste zum Fort Gondran. Durch die dortige Liftstation waren auch etliche Downhiller am Start. Vom Fort hatten wir bei herrlichen Sonnenschein einen wunderbaren Rundblick. Über einen Kammweg gelangten wir zu einem weiteren kleinen Fort. Der weitere Weg zur französisch-italienischen Grenze führte mit geringen Höhenunterschieden nahezu hangparallel auf z.T. schmalen Trail und dann wieder auf Schotterpisten bis zum Lac Gignoux. Die Strecke ist durchgehend fahrbar. Aus Erfahrungen von vergangenen Alpencrossen rechneten wir bei dem Kartenprofil mit einer längeren Schiebe- oder Tragepassage. So erreichten wir den Lac Gignoux am frühen Nachmittag und machten dort Mittagsrast. Es herrschte am See auf 2300 m Höhe ein reges Treiben durch viele Wochenendausflügler und vor allem deren Hunde. Zum Tagesziel Thures wollten wir nicht die Schotterpiste über den Lago Nero entlangfahren, die haben wir für den 5. Tag vorgesehen. So wählten wir einen Trail, der uns nach Bousson brachte und als Clavierissima ausgeschildert war. Die Wahl war super. Der Downhill war durchgehend fahrbar. Auf die letzten ca. 100 hm verzichteten wir dann doch, da der weitere Verlauf in einem Hohlweg von Dornengestrüpp durchsetzt war und uns die Wahrscheinlich für einen Platten zu hoch war. So kamen wir in Bousson an und warteten dort noch auf einer Wiese, bis der örtliche Supermarkt seine Nachmittagspause beendet hatte und kauften die Verpflegung für den nächsten Tag. Anschließend fuhren wir die letzten km zum Weiler Thures und kehrten in das dortige Posto Tappa ein. Dies ist weiterhin sehr empfehlenswert und der bescheidene Komfort hat sich seit unseren letzten Besuch 2012 verbessert. Das Abendessen wiegt die einfachen Zimmer mit Etagen-WC mehr als auf.
Diesmal führte unser Weg nach Süden ins Queyras über den Col Malrif. Den Col Mayt und den Col Thuras haben wir bereits hinter uns. Die Begeisterung der beiden hielt sich in Grenzen, sodass wir den nächsten Übergang ausprobieren wollten. Von Thures fuhren wir nach Ruilles und dann weiter auf der Schotterpiste, die zum Lago Nero und weiter nach Sagna Longa führt. Wir bogen aber nach ein paar sehr steilen Serpentinen, die grenzwertig fahrbar sind, zum Col de Chabaud ab um in das Tal nach Le Bourget zu gelangen. Der Weg zum Pass war anfangs noch ein breiterer Schotterweg, nach einer Bachquerung wurde daraus ein Wiesenpfad. Der Pass selbst war eine Kuhweide. Der Downhill führte ebenfalls über Wiesenpfade, deren größte Gefahr Murmeltierlöcher waren, die durch das hohe Gras nur sehr spät zu erkennen waren. Im Tal angekommen folgten wir der Teerstraße bis zum Talende nach Les Fonts. Ab dann folgte der Aufstieg zum Col Malrif über den GR 58, den wir schiebend oder tragend zurücklegten, wofür wir 2,5 h Stunden benötigten. Nach einem ersten steilen Anstieg von ca. 200 hm erreichten wir ein Hochtal in dem der Weg mit einer moderaten Steigung bis zum Fuß der eigentlichen Passhöhe verläuft. Häufig ist der Weg von Murenabgängen oder Bachbetten unterbrochen. Die letzten Höhenmeter zur Passhöhe hatte es in sich: Sehr steil und loses Geröll. Dies erinnerte uns sehr stark an den Col Thuras. Nach einer kurzen Abfahrt erreichten wir den Lac de Malrif, wo wir unsere Mittagspause einlegten. Auch hier war wieder viel los, es waren sehr viele Wanderer anwesend, die meistens die Rundtour „Tour du Queyras“ über den Col Malrif und Col de Péas unternahmen. Der weitere Downhill folgte anfangs einen ausgesetzten Weg, wurde aber später angenehmer und sehr gut fahrbar. Ab dem Weiler Malrif folgt der GR 58 am Nordhang des Guil-Tals wieder einen ausgesetzten Weg und führ schließlich über einen alten Kreuzweg direkt nach Abries. Dort genossen wir nach dem wunderbaren Downhill einen Cappuccino. Danach fuhren wir noch weiter das Tal hinauf nach l’Echalp zum dortigen Gîte d’Etape, das ebenfalls empfehlenswert ist.
Über Nacht hat es geregnet. Das Ziel des heutigen Tages ist wieder Thures, diesmal aber über den Col de Péas und den Col de Bousson. Bis nach Château Queyras folgten wir der Teerstraßen und von dort weiter einer alten Militärstraße (GR 58) zum Col de Péas. Dabei regnete es immer wieder leicht. Nach der Querung eines größeren Baches nach der Beregerie de Péas wurde die Piste tiefer, aber immer noch fahrbar. Die Abzweigung zur Passhöhe (Holzschild) hatten wir zuerst übersehen, so fuhren wir 10 min weiter bis wir den Fehler merken. Ab dann ging es nur noch zu Fuß weiter. Pünktlich beim Erreichen der Passhöhe setzte Regen und gelegentlicher Donner ein, so dass wir möglichst schnell abwärts kommen wollten. Nach den ersten gut fahrbaren Höhenmetern windet sich der Weg in Serpentinen durch einen Geröllhang hinab. Dieses Stück schoben wir hinunter. Dann folgte ein schöner Downhill bis nach Les Fonts, wo wir in der dortigen Herberge Mittag machten und die inzwischen scheinende Sonne genossen. Für die weitere Talfahrt wählten wir den Schotterweg auf der westlichen Seite des Talbaches so lang es ging. Dann folgte die Weiterfahrt auf Teer bis nach Le Bourget. Von dort schoben wir unsere MTBs bis zum Col de Bousson, wo wieder einzelne Regentropfen uns zur zügigen Weiterfahrt bewegten. Am Rifugio Mautino füllten wir nochmal unsere Trinkvorräte auf. Der Plan war, einen Trail nach Thures zu nehmen. Doch da machte uns ein beginnendes Gewitter einen Strich durch die Rechnung. So entschieden wir uns für die Schotterpiste nach Thures. Diese ist in einem miserablen Zustand: meterlange z.T. 15 – 20 cm tiefe Wasserpützen und dazwischen schlammiger, tiefer Boden. Dazu starker Regen und Gewitter. Völlig verdreckt erreichten wir Thures und reinigten am Brunnen vor dem Posto Tappa erst einmal unsere Räder und Regenkleidung. Es regnete noch weit in die Nacht hinein. Derweil genossen wir wieder das köstliche Abendessen mit ausreichend Wein und ein paar Genepy. Den Kuchen zum Nachtisch schafften wir wieder nicht. Das ist aber nicht schlimm, den Rest gibt es nämlich zum Frühstück wieder aufgetischt.
Heute wollten wir den Mont Chaberton erklimmen. Der Tag begann halbwegs verheißungsvoll, wir konnten den Gipfel mit den Geschütztürmen erkennen. Allerdings währte der Anblick nicht einmal 30 min. Danach zogen Wolken auf. Auf Teer fuhren wir hinab nach Fenils. Dort beginnt die Militärstraße, die einst bis zum Gipfel führte und dabei 1700 hm überwand. Die ersten 700 hm sind gut fahrbar auf mehr oder weniger groben Schotterbelag. Wie alle Militärstraßen hat auch diese eine angenehme konstante Steigung, bis auf wenige Serpentinenkurven. Der Anstieg ins Hochtal unterhalb der Passhöhe, wurde schwieriger. Der Belag wird gröber und an der Steilwandpassage ist er zum Teil fast vollständig abgerutscht. Ab dann schoben wir zum Col Chaberton. Der Wind wurde unterdessen eisiger, Nebel zog auf und es begann zu nieseln. Unterhalb der Passhöhe machten wir eine kurze Mittagspause. Am Col entschieden wir uns, auf Grund der Wetterverhältnisse nicht bis zum Gipfel zu schieben. Es setzte Regen ein, der immer stärker wurde. Der Abstieg nach Montgenèvre wurde durch den Regen extrem rutschig. Nachdem die Felspassage hinter uns lag wurde der Weg fahrbar und wir erreichten eine Liftstation. Von dort führte ein Schotterweg (GR 5) zum Talausgang. Wir entschieden uns aber, den an der Ostseite des Talbaches gelegenen Trail zu nehmen: Eine dumme Idee bei den herrschenden Wetterverhältnissen. So wechselten wir nach ein paar hundert Metern wieder auf den Schotterweg. In Montgenèvre waren die französischen MTB-Meisterschaften in vollem Gang. Wir hielten uns nur kurz auf, und fuhren dann über die alte Teerstraße über Clavière nach Cesana Torinese zu unserem Hotel „Chaberton“. Dort wärmten wir uns erst einmal mit einer heißen Dusche.
Unser letzter Tag ist angebrochen. Über die Assietta-Kammstraße bis zum Col Belgier sollte uns ein Trail zurück nach Oulx führen. Über Teer fuhren wir nach Sestriere und kauften unser Mittagessen sowie ein paar Pizzastücke als zweites Frühstück ein. Kurz nach dem Ort beginnt die Auffahrt zur Kammstraße. Die Kammstraße stellte keine besondere Herausforderung dar. Da sie oft mit Jeeps befahren wird, ist der Belag fest, nur einzelne große Wasserpfützen machten uns zu schaffen. Die vielgelobte Aussicht von der Kammstraße aus konnten wir leider auf Grund des wolkenverhangenen Himmels nicht genießen. Es begann wieder vereinzelt zu regnen. Dann kam auch schon der Col Belgier in Sicht. Wir entschieden uns, die Piste (Strada dei 100 cannoni?) zu nehmen und nicht über den GTA-Trail ins Susa-Tal abzufahren. An einem halbwegs trockenen Fleck machten wir unsere Mittagspause. Bei einer Gabelung folgten wir einer Waldpiste mit sehr moderaten Gefälle und wir erreichten zu unserer Überraschung Sauze d’Oulx. Am Ortsausgang entdecken wir einen verwachsenen Pfad (Weg Nr. 7), der sich als sehr schöner Abschluss der Tour herausstellte. So genossen wir den letzten Trail von Sauze d’Oulx nach Oulx. Damit war es wieder einmal geschafft. Wir übernachteten wieder im Hotel „Chez Toi“, einer sehr netten Herberge, wobei der Inhaber ein großer Weinliebhaber ist. Wir konsumierten dann auch einige der von ihm empfohlenen Weine, was ihm sichtlich Freude bereitet.
Verglichen mit den Vorjahren hatten wir kein Glück mit dem Wetter. Die Trailabfahrten selbst hätten wir bei besseren Wetterverhältnissen mehr genießen können. So musste allzu oft auf Nasse Querwurzeln, Fels etc. geachtet werden. Da sich die Schiebepassagen sehr in Grenzen hielten, hätten an manchen Tagen noch ein paar 100 hm mehr absolviert werden können. Allerdings ist das in dieser Gegend nicht so einfach umsetzbar, wo Auffahrten schnell über 1000 hm lang sein können. Alles in Allem wieder eine wunderschöne Tour in Westalpen.